BZ vom 12. 08. 2000
Das Duell lief am Tag zuvor

Der Schlagabtausch zwischen AKW-Betreibern und Atom-Gegnern fand nicht statt. Mühleberg-Chef Gisbert Straub stellte Forderungen, worauf nur die Behörden-Vertreter am Podium teilnahmen.

*Otto Hostettler
Es hätte eine Diskussion mit Seltenheitswert werden sollen: AKW-Betreiber, Atomkraft-Gegner und Kernkraft-Experten, so der Plan, hätten unter der Leitung von WoZ-Redaktorin Susan Boos zur Sicherheit der AKW diskutieren sollen. Doch die heisse Debatte lief statt gestern Abend bereits am Vortag ab. Ausschlaggebend, dass gestern Abend nur vier statt acht Personen auf dem Podium sassen, sei eine Forderung von AKW-Mühleberg-Leiter Gisbert Straub gewesen, sagte Susan Boos. Straub habe verlangt, dass die Teilnehmer in drei Gruppen eingeteilt würden: AKW-Befürworter, AKW-Gegner und Neutrale. Doch:Sowohl Thomas Flüeler, bekannt als kritisches Mitglied der eidgenössischen Kommission für die Sicherheit der Kernanlagen (KSA, die wiederum die Atombehörde HSK begutachtet), als auch Michael Sailer vom Öko-Institut in Darmstadt (welches seinerseits auch für die deutschen Behörden arbeitet), hätten sich nach Ansicht Straubs als AKW-Gegner outen sollen. Diese wiederum lehnten die Forderung ab, weil sie sich als Experten nicht in eine Ecke stellen lassen wollen. Damit waren de facto lediglich die Behörden selbst sowie die für Behörden tätigen Experten anwesend. Um die Veranstaltung, die schliesslich gut besucht wurde, nicht noch platzen zu lassen, nahmen gestern lediglich Werner A. Bühlmann (Rechtsdienst Bundesamt für Energie), Wolfgang Jeschki (HSK-Direktor) sowie Thomas Flüeler (KSA) und Michael Sailer (Öko-Institut) teil. Nicht dabei waren die «Aktion Mühleberg stilllegen» und die Energiestiftung. Die Podiumsteilnehmer bedauerten, dass es nicht zur umfassenden Gesprächsrunde gekommen ist. Obschon die Diskussion darauf nicht zu einer Begegnung der nach wie vor starren Fronten wurde, war der Abend aufschlussreich. Sachlich und emotionslos diskutierten die Beteiligten über die Sicherheitsstandards der AKWs, wie das so genannte Regelwerk der HSK angewendet wird und welchen Weg die Verfügungen der HSK nehmen. Phasenweise gerieten die Vertreter in Details, doch waren sie unter sich mehr oder weniger einig. Was fehlte, waren die abwesenden AKWBetreiber sowie die sie herausfordernden Atom-Gegner.*

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