Europäischer Druckwasserreaktor EPR

Alte Technik neu verpackt: EPR Atomreaktor mit Sicherheitsdefiziten

"Der EPR ist zehnmal sicherer, als die herkömmlichen Atomkraftwerke" (Zitat der konservativen französischen Industrieministerin Fontaine). Wichtig ist, sich nicht durch das Schlagwort "inhärent sicher" überzeugen zu lassen, das EPR Konzept ist nur eine Weiterentwicklung bisheriger Druckwasserreaktoren. Siemens-Manager Adolf Hüttl hatte schon im Jahre 1993 eingeräumt, dass der EPR keinen Quantensprung in der Reaktorsicherheit bedeute. Der EPR stellt konzeptionell eine Zusammenführung und eine moderate Weiterentwicklung der technischen und sicherheitstechnischen Ansätze der deutschen Konvoi-Anlagen und der französischen Baureihe N4 dar.

"Core Catcher"
Bei der zentralen sicherheitstechnischen Neuerung, dem Auffangbecken für eine Kernschmelze (dem sog. "Core Catcher") besteht die Gefahr, dass es beim Kontakt der Schmelze mit Kühlwasser zu Dampfexplosionen kommt. Bei Experimenten zur Simulation von Kernschmelzunfällen im Forschungszentrum Karlsruhe (D) ist es bereits zweimal - unbeabsichtigt - zu massiven Explosionen mit der Zerstörung von tonnenschweren Versuchsapparaturen gekommen ist. Einerseits muss das Becken absolut trocken sein, wenn sich die Schmelze darin ausbreiten soll, weil es sonst zu gefährlichen Dampfexplosionen kommen kann. Andererseits muss zur Kühlung der Kernschmelze diese gezielt mit Wasser bedeckt werden, was aber die gefürchteten Dampfexplosionen geradezu herbeiführen kann. Selbst Siemens-Framatome-Manager Ulrich Fischer gab daher auf einem Workshop zum Europäischen Druckwasserrekator 1997 in Kiel zu, dass zentrale Sicherheitsprobleme des EPR noch nicht gelöst seien.

Digitale Sicherheitsleittechnik
Der geplante Einsatz digitaler Sicherheitsleittechnik, die bislang in deutschen Atomkraftwerken nicht für den hochsensiblen Reaktorschutz angewendet wird, birgt weitere Gefahren. Bereits der Einsatz der Siemens-Sicherheitsleittechnik TELEPERM XS in weniger sensiblen Bereichen führte am 10. Mai 2000 im deutschen Atomkraftwerk Neckarwestheim-1 zu einem gefährlichen Vorkommnis, bei dem die zentrale Sicherheitseinrichtung des Reaktors, das Einfahren der Steuerstäbe in den Reaktorkern, für kurze Zeit blockiert war. Die Gesellschaft für Reaktorsicherheit machte die Komplexität der Anforderungen an die Steuerung eines Atomkraftwerks für das Vorkommnis verantwortlich. Die Anforderungen an die Steuerung des Europäischen Druckwasser-Reaktors sind gewaltig. Nach Angaben von Siemens soll die Anlage aus rund 300.000 untereinander vielfach verknüpften Anlagenteilen bestehen. Die digitale Leittechnik muss in 850.000 Kubikmeter umbautem Raum rund 20.000 Armaturen, 1000 verfahrenstechnische Apparate bzw. Aggregate und 5000 elektrische Verbraucher koordinieren. "Jeder Programmierer weiss aus eigener Erfahrung mit weitaus weniger komplexen Anforderungen, dass sich bei einem solchen System Fehler nicht vermeiden lassen. Und die Brisanz liegt darin, dass Fehler oftmals nicht schon während der Inbetriebsetzung erkannt werden, sondern meist erst Monate oder Jahre später."

Zurück nur mit Strom
Die Sicherheitssysteme des EPR sind - entgegen der Propaganda der Atomtechniker - überwiegend als so genannte "aktive" Systeme auf Fremdenergie (meist Strom) angewiesen. Fällt der Strom - aus welchen Gründen auch immer - aus oder kommt es zu menschlichen Fehlhandlungen, dann versagen die Sicherheitssysteme. Passiv wirkende Sicherheitseinrichtungen funktionieren nach den Prinzipien einfacher Naturgesetze wie Schwerkraft und Wärmeübertragung. Sie erfordern keine Fremdenergie wie Strom und arbeiten beispielsweise nicht mit Motoren, die versagen können. Häufig nutzen sie interne, gespeicherte Energie und spezifische Materialeigenschaften .

Grosse Leistung - grosser Kernschmelzunfall
Fast alle neueren Reaktorkonzepte setzen aus Sicherheitsgründen auf eine deutliche Reduktion der Leistung und der Leistungsdichte. Bei den meisten der "verstärkt passiven" oder "revolutionären" Reaktorkonzepte wurde die Leistungsdichte reduziert, und die elektrische Leistung liegt meist bei maximal 600 Megawatt. Die Leistungsreduktion ist eines der Schlüsselelemente bei der angestrebten (bzw. postulierten) "inhärenten Sicherheit". So wurden beispielsweise auch beim viel diskutierten fortgeschrittenen Druckwasserreaktorkonzept AP600 von Westinghouse sowohl die Leistung als auch die Leistungsdichte aus Sicherheitsgründen erheblich reduziert "Das Konzept des AP600 geht von einem Druckwasserreaktor mit einer elektrischen Leistung von 600 MWe aus. Es wird ein Kern geringer Leistungsdichte mit einer mittleren Stablängenleistung von 12,6 kW/m ... eingesetzt." Der Europäische Druckwasser-Reaktor weicht mit seiner gewaltigen elektrischen Leistung von rund 1600 Megawatt insofern erheblich vom Stand von Wissenschaft und Technik ab.

Und wie alle AKW Typen gefährdet uns der EPR:
Auch der EPR produziert Atommüll, der eine Million Jahre "sicher" gelagert werden muss.

In jedem AKW entsteht in einem Jahr für jedes Megawatt elektrischer Leistung ungefähr die kurz- und langlebige Radioaktivität von einer Hiroshima Bombe. Bei zwei Euroreaktoren à 1600 MW wäre das im Jahr die Radioaktivität von 3200 Hiroshima Bomben.

Auch für den EPR werden Menschen in Uranbergwerken und durch radioaktive Emissionen in der Umgebung von AKW`s, Wiederaufarbeitungsanlagen und Urananreicherungsanlagen sterben.

Der EPR gibt wie jedes AKW auch im so genannten Normalbetrieb radioaktive Stoffe an die Umwelt ab.

Der Euroreaktor als geplanter Exportartikel erhöht die Gefahr, dass neue Staaten in den Besitz von Atomwaffen gelangen. "Wer AKW's betreibt, kann auch Atombomben bauen.

Die Planungen für den EPR begannen lange vor dem 11. September 2001. Einem jederzeit möglichen Terroranschlag könnten auch diese AKW's nicht standhalten. Ein Terroranschlag oder ein Reaktorunfall könnten große Teile Zentraleuropas dauerhaft unbewohnbar machen. Ein Land mit AKW`s ist erpressbar.

Auch in einem Euroreaktor ist eine Kernschmelze möglich. "Siemens und Areva versuchten auf der Basis des ökonomisch Machbaren eine Lösung gegen die Gefahr eines Super-GAU's (schwerer Kernschmelzunfall mit massiver Freisetzung von Radioaktivität)zu finden; doch keine der geplanten technischen Vorkehrungen kann als 'Lösung' bezeichnet werden: So sind die Sicherheitsvorkehrungen innerhalb des EPR gegen eine unkontrollierte Kernschmelze allesamt auf 'Niederdruckkernschmelzen' ausgelegt. Ihre Funktionsfähigkeit ist sehr umstritten". (IPPNW (D))



Auslegungsdaten    
Thermische Leistung 4280 MW
Elektrische Leistung ca: 1550 MW
Frischdampfdruck 78 bar abs
Reaktorkühlkreislauf    
Anzahl der Kreisläufe 4 Stk
Betriebsdruck 115 bar abs
Kühlmitteltemperatur (RDB-Eintritt/Austritt) 295/326 °C
Gesamtmassenstrom 22150 kg/s
Reaktorkern    
Anzahl Brennelemente 241  
Anzahl Regelstäbe 89  
Brennstabgitter 17x17-25  
Aktive Länge 420 cm
Mittlere lineare Stableistung 155 W/cm
Sicherheitseinspeisesysteme    
Mitteldruckeinspeisung aktiv 4-strängig Kalteinspeisung
Mitteldruckeinspeisung passiv 4 Druckspeicher Kalteinspeisung
Niederdruckeinspeisung 4 Druckspeicher Kalteinspeisung
Mitteldruckeinspeisung passiv 4-strängig kombinierte Heiß-/Kalt-Einspeisung
Nachwärmeabfuhrsystem 4-strängig integriert in Niederdruckeinspeisung
Zusatzboriersystem 2-strängig  
Borwasser-Tank   Innerhalb des Containments
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