Pressemitteilung 31.8.2002

Mühleberg: Steigenlassen von 1000 Ballonen am Fusse des Kernkraftwerkes Mühleberg, der öffentlichen Bedrohung Nummer Eins.

Je älter die Kernkraftwerke werden, desto grösser ist auch die Gefahr, die von ihnen ausgeht. Ein Zwischenfall im baufälligen bernischen Kernkraftwerk Mühleberg könnte eine weittragende Katastrophe auslösen.

Weder bauliche Massnahmen noch Sicherheitsvorkehrungen können jemals dieses Risiko ausschliessen oder die Folgen einer nuklearen Katastrophe auffangen. Hören wir auf mit dem Atom-Roulette!

Am 31. August um 11 Uhr lässt das Westschweizer Komitee «Ausstieg Atomkraft» am Fuss des Kernkraftwerkes Mühleberg, das wegen der jährlichen Revision zur Zeit ausser Betrieb ist, 1000 Ballone in die Luft steigen. Diese Aktion versinnbildlicht die radioaktiven Partikel, die sich im Unglücksfall in die Atmosphäre verflüchtigen würden. An jedem Ballon hängt eine Postkarte, die der Finder mit dem Vermerk des Fundortes zurückschickt. Dies ermöglicht, das Gebiet der «verseuchten» Zone zu umreissen. Mit dieser Aktion wollen die Organisatoren das unglaubliche Ausmass der Verseuchung verdeutlichen, die ein Unfall in einem schweizerischen Atomkraftwerk verursachen könnte.

Ein Unfall nota bene, der leider durchaus denkbar sein könnte, und der mehr Menschen töten könnte als die Atombombe, die über Nagasaki (1) abgeworfen wurde. Ein Unfall auch, der sich in jedem der fünf Kernkraftwerke in unserem Land ereignen könnte, ob es den Betreibern, die steif und fest die von den Anlagen ausgehende Gefahr bestreiten, gefällt oder nicht.

Die Zahl der Zwischenfälle in den Kernkraftwerken der Schweiz hat sich im Jahr 2001 verdoppelt (2). Auch im Ausland ist die Situation schwerwiegend. So sind die Vereinigten Staaten im Februar 2002 nur knapp der Katastrophe entkommen, als der durch Borsäure angegriffene Tankdeckel der Anlage von Davis-Besse (Ohio) fast durchgefressen war. Noch einmal, ein Zwischenfall, den niemand vorausgesehen hatte, hätte eine Katastrophe verursachen können. Nun, dieses Kernkraftwerk ist vom gleichen Typ wie die Schweizer Kernkraftwerke Beznau I und II (3). Noch mehr zur Sorge Anlass geben die mehr als ein Meter langen Risse in der Mantelhülle, die das Herzstück des Atomkraftwerks Mühleberg umschliessen, und deren Fortschreiten einzig durch das Anbringen von «Verankerungsriemen» eingedämmt wurde.

Trotz dieser «Massnahme» sind die Risse 1998 um weitere 8 Zentimeter angewachsen. 1994 hatte Preussenelektra entschieden, seine Anlage in Würgassen aus dem gleichen Grund stillzulegen.

Das Bundesamt für Zivilschutz bezifferte in einer 1995 (4) herausgegebenen Studie die Folgen einer nuklearen Katastrophe in der Schweiz: Evakuation von 900 000 Personen und 4300 Milliarden Franken Verlust. Die Schweizer Atomkraftwerke sind veraltet (30 Jahre Betrieb bedeutet Pensionsalter für diese Fabriken) und wie jede baufällige Einrichtung werden sie immer gefährlicher und müssen unschädlich gemacht werden.

Damit das üble Atom-Roulette aufhört und nicht noch mehr Abfall, den keiner will, angehäuft wird, genügt es mit der Energie vernünftig umzugehen sowie das herausragende Know-How anzuwenden, das auf dem Gebiet der erneuerbaren und nicht Schadstoff ausstossenden Energien bekannt ist. Diese Kombination zwischen Einschränkung und Verbrauch (ohne Komfortverlust) und das Zugehen auf erneuerbare Energiequellen wird die Atomindustrie vorteilhaft ersetzen, die in den letzten 50 Jahren weder die Risiken, denen die Bevölkerung ausgesetzt ist, noch die Abfallbeseitigung in den Griff bekommen hat.

Wenn das Parlament nicht in den nächsten Wochen (Wiederaufnahme der Arbeiten zum Projekt Atomenergiegesetz) den Betrieb der Kernkraftwerke zeitlich beschränkt, ist es am Volk dies zu tun, und zwar mit einem Ja zur Initiative «Ausstieg Atomkraft»

Es ist höchste Zeit, aus der Atomenergie auszusteigen!

 

1) Atomreglements-Kommission der Vereinigten Staaten, «A Safety and Regulatory Assessment of Generic BWR and PWR Permanently Shutdown Nuclear Power Plants», NUREG/CR-6451, Washington, D.C., August 1997.

2) Siehe unter «Verdoppelung der Zwischenfälle» in der Pressemappe, die den meisten Redaktionen zugestellt wurde und die unter www.sortirdunucleaire.ch ab Mittwoch 28. verfügbar ist (nur auf franzosich).

3) Siehe unter «Besorgnis erregender Zwischenfall in den USA», zu finden in der Pressemappe, die den meisten Redaktionen zugestellt wurde und die unter www.sortirdunucleaire.ch ab Mittwoch 28. verfügbar ist (nur auf franzosich).

 

4) Katastrophen und Notsituationen in der Schweiz, Studie «Katanos». Bundesamt für Zivilschutz, August 1995


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