Stillegungsprojekt Mühleberg

Medienmitteilung von Fokus Anti-Atom vom 12. September 2017 zur „ENSI Stellungnahme zum Stilllegungsprojekt AKW Mühleberg“

Heute veröffentlichte das ENSI seine Stellungnahme zum Stilllegungsprojekt des AKW Mühleberg. Fokus Anti-Atom macht darauf aufmerksam, dass die Stilllegung des AKW Mühleberg welche erst im Dezember 2019 erfolgt, die Berner Bevölkerung für weitere 2 ½ Jahre einem überhöhten Risiko aussetzt. Dementsprechend fordern wir weiterhin die sofortige Stilllegung des AKW Mühleberg.

In der Stellungnahme des ENSI zum Stilllegungsprojekt des AKW Mühleberg haben wir nach erster Durchsicht folgendes erkannt.

Seite 10: Die KNS unterstützt den Antrag des ENSI gemäss Nebenbestimmung 01. Hierbei wird unter anderem vorgeschlagen, das für den Anlagenbetrieb vorhandene Alterungsüberwachungsprogramm (AÜP) gemäss Art.35 KEV und die periodische Sicherheitsüberprüfung gemäss Art. 34 KEV während der Stilllegung nicht mehr weiterzuführen.

Fokus Anti-Atom fordert das das Alterungsüberwachungsprogramm zumindest für alle Betriebs- und Sicherheitskomponenten des Brennelementelagerbecken bis zum Abtransport des letzten Brennelementes aus dem AKW Mühleberg bestehen bleiben muss. Immerhin verbleiben die Brennelemente nach der Ausserbetriebnahme des AKW Mühleberg mindestens weitere 5 Jahre im Brennelementelagerbecken.

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Seite 10: Des Weiteren empfiehlt die KNS die Durchführung von Forschungsarbeiten im Rahmen der Stilllegung des Kernkraftwerks Mühleberg, weil dann Untersuchungen vorgenommen werden können, die während der Betriebszeit nicht oder nur sehr schwer möglich sind.

Fokus Anti-Atom begrüsst die Forderung der KNS, wonach beim Rückbau materialtechnische Forschung betrieben werden soll. Beim Rückbau können so zum Beispiel auch Teile des Kernmantels untersucht werden welche bisher unzugänglich waren. Die daraus zu gewinnenden Erkenntnisse sind wichtig für die Beurteilung ähnlicher Materialtechnischer Phänomene in sich in Betrieb befindlichen Reaktoren. Fokus Anti-Atom fordert, dass diese Erkenntnisse, im speziellen zu den unzugänglichen Stellen des Kernmantels und zum Reaktordruckbehälter vollumfänglich öffentlich gemacht werden.

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Seite 45: Durch Anpassungen der Abwasserbehandlung sollen die Abgaben im Mittel auf einem niedrigen Niveau gehalten werden. Es wird aber nicht ausgeschlossen, dass im Fall notwendiger Abgaben grosser Wassermengen bei einzelnen rückbauspezifischen Vorgängen punktuell eine Ausschöpfung der Abgabelimiten eintreten könnte.

Seite 48: Das ENSI kann diesen Argumenten der BKW nicht folgen. Die radioaktiven Abgaben mit dem Abwasser des KKM lagen insbesondere in den letzten Jahren des Leistungsbetriebs jeweils deutlich unterhalb der betrieblichen Abgabelimiten. Bei den Stilllegungsarbeiten ergeben sich zwar teilweise höhere Emissionspotenziale. Internationale Rückbauprojekte zeigen jedoch auf, dass es mit der heutigen Stilllegungs- und Rückbautechnik ohne weiteres möglich ist, die von der BKW vorgeschlagenen Abgabelimiten für flüssige Abgaben deutlich zu unterschreiten.

Seite 174: Nebenbestimmung 17 (4.4.4): Unter Wahrung der Verhältnismässigkeit sind alle geeigneten Massnahmen zu ergreifen, um die flüssigen radioaktiven Abgaben ohne Tritium während der Stilllegungsphasen auf einen Zielwert von 1 GBq/Jahr zu beschränken.

Fokus Anti-Atom anerkennt das das ENSI der BKW die Anpassung der flüssigen Abgabelimiten verweigert. Die Bemerkung der BKW „bei einzelnen rückbauspezifischen Vorgängen punktuell eine Abgabelimiten zu erreichen“, ist eine Frechheit. Wurde doch immer bekanntgegeben die Abgabe von Radioaktivität während des Stilllegungsprozesses liege weit unter den Werten des in Betrieb stehenden AKW. Dem ENSI Aufsichtsbericht 2014, Seite 46 ist zu entnehmen. „Erstmals hat das KKM den aufgrund internationaler Empfehlungen vom ENSI festgesetzten Zielwert von 1 GBq pro Jahr für die flüssigen Abgaben unterschritten.“ Die Behauptung der BKW in den letzten Jahren die Abgabe Zielwert eingehalten zu haben stimmt insofern nur ab Herbst 2013.

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Die BKW hatte Atomkritische Organisationen und Personen vorgängig an die Publikation des Stilllegungsprojektes an einer separaten Infoveranstaltung über das Vorgehen zur Stilllegung des AKW Mühleberg informiert. Dabei wurden uns weitere ähnliche Informationsveranstaltungen im Verlauf des Stilllegungsprozesses versprochen. Fokus Anti-Atom verzichtete deshalb auf eine Einsprache gegen das Stilllegungsprojekt des AKW Mühleberg. Wir werden das Stilllegungsprojekt jedoch weiterhin kritisch beobachten und nötigenfalls unsere Bedenken kundtun.

für Fokus Anti-Atom

Jürg Joss (Präsident)

079 330 06 60

Die Medienmitteilung als PDF Dokument: 2017_09_12_FAA_MM_ENSIStellungnahmeStillegungKKM.pdf