Radioaktiver Kohlenstoff aus Atomkraftwerken

Kohlenstoff C14 (Halbwertszeit 5730 Jahre) wird von allen Atomkraftwerken – mit tausenden von Kubikmetern Luft pro Minute verdünnt – durch das Hochkamin abgegeben.

Diese Emissionen unterliegen keiner Abgabelimite!

Ebenfalls in grossen Mengen per Abluftuft und Abwasser entsorgt wird radioaktiver Wasserstoff.

Die ausserordentlich kleine Zerfallsenergie der unstabilen Isotope des Kohlenstoffes und des Wasserstoffes kann nur mit grossem Aufwand gemessen werden. Bei der Kern-Umwandlung entstehen sehr schwache Betastrahlen und keine Gammastrahlen.

Die amtlichen Messstationen im Umkreis der Atomkraftwerke „MADUK“ können aus diesem Grund C14 und H3 nicht wahrnehmen.

Die Anreicherung der radioaktiven Isotope von Kohlenstoff und Wasserstoff in der Natur (Nahrung) kann nur in spezialisierten Laboratorien nachgewiesen werden.

Problematisch ist an C14 und H3 weniger die Strahlung sondern dass diese instabilen Elemente im Erbgut aller Lebewesen eingebaut werden. Beim Zerfall zu einem nicht vorhersehbaren Zeitpunkt verwandeln sie sich in Stickstoff bzw. Helium und machen die chemisch codierten Informationen unbrauchbar.

Die klassische Sichtweise der Strahlenschützer sieht hingegen vor allem die Gefahren der beim Kernzerfall abgestrahlten Energie. Wie ein Mantra wird immer wieder vorgerechnet, die durch Emissionen erzeugten Dosen seien zu klein um Schäden hervorzurufen. Es gibt aber auch Fachpersonen welche die beobachtbaren Gesundheitsschäden in der Umgebung von Atomanlagen ernst nehmen und Erklärungen anbieten.(2)

Die radiologische Hauptbelastung der Lebewesen in der Nähe der Atomkraftwerke wird vor allem durch die Emissionen von C14 verursacht.

Schon früh wurde C14 von Fachleuten als ein problematisches Abfallprodukt der Atomindustrie erkannt, welches man später wahrscheinlich stärker werde regulieren müssen.

Hier eine Sammlung von Zitaten, Jahrzehnte umspannend:

Because the Half- Life of C14 is 5730 years, the dose from C14 introduced into the environment will be delivered for many generations. A reason for concern is that it will enter the pool of biological carbon and may be incorporated into the molecules of which the genes are formed. In addition to the calculable mutations from ionization produced by the C14 dose, a possible additional source of of mutations may be the transmutation of the carbon within the genetic material itself.“ (3)

„Die vorliegenden Daten über Bildungsraten und ökologisches Verhalten zeigen klar, dass auf lange Sicht Kohlenstoff-14 als eines der kritischen Nuklide der friedlichen Atomenergienutzung zu betrachten ist.“ (4)

„The matter of the potential accumulation of carbon 14 from nuclear power plants is being studied by the EPA. It is possible that a limit will be set…, just as it has for Krypton 85.“ (5)

„…its long half live, high environmental mobility, and ability to enter the food chain mean that it delivers one of the highest collective effective dose equivalents to the global population, hence the level of interest in its measurement in the environment.“ (6)

„Lediglich bei Tritium und C14 werden Rückhalteverfahren nicht eingesetzt bzw. von den Aufsichtsbehörden bisher nicht gefordert….Die sehr tiefen Emissionen moderner Kernkraftwerke sind auf eine fortlaufende technische und betriebliche Optimierung zurückzuführen. Einzig bei den C14-Emissionen über die Abluft sowie bei den Tritium-Emissionen wurden solche Massnahmen bisher nicht als sinnvoll erachtet und daher auch von der Genehmigungsbehörde nicht gefordert… C14 trägt zu über 90% zu der luftgetragenen radioaktiven Belastung der Bevölkerung im näheren Umkreis der KKW bei. “ (7)

PS: C14 könnte mit einfachen Massnahmen aus dem Abgasstrom abgetrennt werden. (4)

(1) https://www.ensi.ch/de/dokumente/radioaktive-abgaben-der-schweizerischen-kernkraftwerke-ueber-abwasser-2019/

https://www.ensi.ch/de/dokumente/radioaktive-abgaben-der-schweizerischen-kernkraftwerke-ueber-abluft-2019/

(2) http://www.ianfairlie.org/news/childhood-leukemias-near-nuclear-power-stations-new-article/

(3)“Environmental Radioactivity“ Merril Eisenbud 1973 (He was an adviser on radiation hazards to the World Health Organization from 1956 to 1980, and a past member of the National Council on Radiation Protection and Measurements, and the New York State Health Advisory Council.)

(4)“C-14: Radiologische Umweltbelastung durch Kernkraftwerke“
Eidg. Institut für Reaktorforschung, Burkart 1977 

http://www.iaea.org/inis/collection/NCLCollectionStore/_Public/13/647/13647722.pdf

(5) American Nuclear Society, 1980 „Nuclear Power and Its Environmental Effects“

(6) „Handbook of Radioactivity Analysis“ Michael L`Annunziata, Elsevier 2012

(7) „Zur Dosisrelevanz der einzelnen Expositionspfade bei Emissionen aus Kernkraftwerken“ http://www.unifr.ch/sfsn/pdf/voelkledosisrelevanz.pdf   

2019, M. C. Bähler