Neue AKW-Träume sind Schäume

Leserbriefschreiber wirbt für ESBWR!

2009 entbrannte die Diskussion um neue AKW für die Schweiz zum letzten mal. Befürworter schrieben Leserbriefe und warben für die neuen „sicheren“ AKW. Der obenstehende Leserbrief warb 2009 in der Berner Zeitung für die damals nur auf dem Reisbrett vorhandene neuste AKW Technologie den ESBWR „Economic and Simplified Boiling Water Reactor“ von General Electric. Der ESBWR wurde als eine Weiterentwicklung des Siedewasserreaktors „Boiling Water Reactor“ BWR angepriesen. Tatsächlich warb damals auch die BKW mit dem ESBWR, hielt sich aber Optionen offen indem sie auch den ABWR und den EPR für einen Neubau nicht ausschliessen wollten.

Der BWR setzte sich nicht durch

Der BWR Reaktor erlangte durch den SuperGAU in Fukushima Japan Berühmtheit, alle am SuperGAU beteiligten Reaktoren waren BWR-Typen, so wie auch die AKW Mühleberg und Leibstadt in der Schweiz. Im Nachgang an den SuperGAU wurden weltweit mehrere BWR Reaktoren stillgelegt. Fakt ist es wurde bisher kein Reaktor nach dem „sicheren“ Prinzip des ESBWR gebaut, im Gegenteil bei den geplanten und den sich im Bau befindlichen AKW werden vor allem Druckwasserreaktoren „Pressurized Water Reactors“ gebaut, der im Leserbrief von 2009 propagierte Siedewasserreaktor ist ein Auslaufmodell. Wohl auch deshalb weil er eben als Einkreisanlage gebaut wurde und das Reaktorwasser auch in den weniger gesicherten Maschinenraum verrohrt wird (Siehe untenstehendes Bild). Von heute rund 50 geplanten Reaktoren sind gemäss der internationalen Atomenergieorganisation IAEA nur noch 2 Reaktoren als Siedewasserreaktoren geplant.

https://pris.iaea.org/PRIS/WorldStatistics/UnderConstructionReactorsByType.aspx

Neue Reaktoren, sind nicht klein und sicher!

Die Diskussion um neue Reaktorsysteme entbrennt von neuem, alte Konzepte werden aus dem Regal geholt und neu vermarktet. Die Realität sieht aber anders aus. Keines der geplanten AKW ist Klein oder sicher so wie es behauptet wird.

Reaktoren vom „Small and Modular Reactor“ SMR Prinzip sind in aller Munde. Die Realität sieht aber anders aus die zurzeit geplanten 50 Reaktoren haben im Total eine Leistung von 52970MW, das ergibt eine Durchschnittliche Leistung von 1000MW also rund die Leistung des AKW Gösgen. Also nicht „Small“ sondern konventionell wie bisher!

Zu teuer, zu lange Bauzeit, nicht Sicher, nicht auf dem neusten Stand der Technik

Der Bau neuer AKW ist teuer, sehr Teuer und die Bauzeit für ein neues AKW beträgt im Minimum 10 Jahre. Die Bauzeit der zuletzt in der EU gebauten Reaktoren Olkilluoto in Finnland und Flamanville Frankreich (noch nicht in Betrieb) dauerte mehr als 15 Jahre. Der Preis dieser Reaktoren vervielfachte sich während dem Bau auf das 3-4 fache, in Olkilluoto auf elf Milliarden Franken. Schaut man in die Vergangenheit sieht man das weltweit schon hunderte AKW geplant waren welche nie realisiert wurden. In der Schweiz waren dies die AKW Graben, Inwil, Kaiseraugst, Rüthi, Verbois, Niederamt, Beznau3, Mühleberg2. Eine weitere Liste der IAEA zeigt, im Moment werden nicht die Reaktoren gebaut welche in den Medien präsent sind, nicht die kleinen „ungefährlichen“ sondern die konventionellen Reaktorbauten basierend auf den alten Konzepten der 90er Jahre.

https://pris.iaea.org/PRIS/WorldStatistics/OperationalReactorsByType.aspx

Risiko bleibt!

Was bleibt also von der aktuellen Diskussion, speziell in der Schweiz wird am Schluss wohl nur um die Laufzeitverlängerung der bestehenden AKW gestritten, das Risiko „Neubau von AKW“ wollen nicht einmal die Energieversorger eingehen. Was bleibt ist also das Risiko der Schweizer Altreaktoren welche sich nun alle auf dem Weg zu einer 50-60 Jahre Betriebsdauer bewegen! Das AKW Leibstadt als jüngstes ist 38 Jahre alt, so alt wie untenstehendes Telefon!