Die Stahlhülle des AKW Beznau I rostet weiter

Die Stahldruckschale des AKW Beznau 1 korrodiert. Grund: Beim Wechsel von Brennelementen sammelt sich im Reaktorgebäude säurehaltiges Reaktorwasser an. Darunter leidet die Sicherheit.

Orange: Druckbehälter mit den
Brennstäben.
Gelb: Fünf Zentimeter dicke Stahldruckschale.
Rot: Der Boden der Stahldruckschale
rostet weg.

Beznau 1 hat zwei Schutzhüllen. Die innere Hülle ist eine fünf Zentimeter starke Druckschale aus Stahl. Die zweite Schutzhülle, die von aussen sichtbare Gebäudehülle, besteht aus einer Stahlbetonwand von 60 Zentimeter Stärke. Die Stahldruckschale ist so konstruiert, dass sie beim Bersten des Reaktordruckgefässes dem steigenden Druck standhalten muss. Nun ist seit 2004 bekannt, dass die Stahlschale im AKW Beznau 1 rostet. Konkret: Mit der fortschreitenden Korrosion wird das AKW (noch) weniger sicher. Die Besitzerin des AKW, die Axpo, musste deshalb auf Anordnung der Aufsichtsbehörde ENSI Massnahmen ergreifen. Mit einem sogenannten kathodischen Korrosionsschutzsystem (KKS) sollte das Fortschreiten der Korrosion gestoppt werden. Ende 2011 stellte das ENSI in einem Bericht fest, dass die Wirksamkeit des KKS nicht belegt ist. Zur periodischen Sicherheitsüberprüfung des AKW Beznau – durchgeführt 2012 – äusserte sich die Aufsichtsbehörde erst im Dezember 2016. Sie hält darin fest, «für Block 1 die grösste bekannte Korrosionstiefe 4 Millimeter an der Innenwand und 5,2 Millimeter an der Aussenwand der Stahldruckschale beträgt». Dies sind mehr als zehn Prozent Einbusse der Festigkeit der nur fünf Zentimeter dicken Stahldruckschale. Weiter steht im Bericht, dass für die Aussenoberfläche der Stahldruckschale «eine ausreichende Wirksamkeit des KKS» nachgewiesen werden könne. An der Innenoberfläche der Stahldruckschale dagegen zeigte die Modellierung, dass «keine ausreichende Reduzierung der Korrosionsraten sichergestellt werden konnte». Ausserdem habe eine Analyse der bis 2012 durchgeführten Messdaten gezeigt, dass «der Bereich unterhalb des Transferkanals bisher nicht ausreichend berücksichtigt wurde». An dieser Stelle könnten also weitere, bisher unbekannte Schäden entdeckt werden. Durch geplante Ultraschallmessungen könnten «grössere Korrosionsschädigungen als bisher bekannt» an den einbetonierten Bereichen der Stahldruckschale erkannt werden. Die Messtechnik ist allerdings noch nicht ausgereift, deshalb liegen bisher keine Daten vor. Die fortschreitende Korrosion belegt die Alterungsprobleme des heute 48-jährigen ältesten AKW der Welt. Die Feststellungen des ENSI zeugen von Unklarheiten in sicherheitsrelevanten Teilen des AKW. Deshalb fordert Fokus Anti-Atom: Solange die Stahldruckschale nicht vollflächig ausgemessen ist und die Korrosion nicht eingedämmt werden kann, darf das AKW nicht weiterbetrieben werden.

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