AKW-Aus kostet Milliarden

Die zuständige Verwaltungskommission des Stilllegungs- und Entsorgungsfonds (STENFO) legte Anfang Dezember 2020 die voraussichtlichen Kosten für die Stilllegung der Atomkraftwerke und die Entsorgung der radioaktiven Abfälle auf CHF 23.856 Milliarden (Stilllegung CHF 3.779 Milliarden, Entsorgung CHF 20.077 Milliarden) fest. Eine Neueinschätzung der Kosten erfolgt alle 5 Jahre.

Die BKW verweist in einem Stilllegungsbulletin Stilllegungs- und Entsorgungskosten von 3 Milliarden aus, 80% dieser Kosten sei bereits gedeckt.

Wohin sich die realen Kosten bewegen werden ist noch nicht absehbar, denn noch hat die Schweiz kein Endlager. Es gibt noch offene Fragen:

Kombilager: Eine ungelöste Frage ist die ob es dereinst ein Kombilager geben wird (Lager für schwach- und mittelaktive Abfälle und Lager für hochaktive Abfälle am gleichen Standort). Werden die Lager getrennt ergeben sich Mehrkosten, der STENFO trägt dem bereits Rechnung und rechnet nur mit einer 20% Wahrscheinlichkeit das ein Kombilager gebaut werden könnte.

Abbruch: Die Schweiz hat einen überalterten AKW-Park, die weltweit bereits stillgelegten AKW, Gemäss IAEA PRIS 192 Reaktoren, wurden mit durchschnittlich 30 Jahren stillgelegt. AKW welche ein Alter wie Beznau (1969) und Mühleberg (1971-2019) erreichten gibt es nur einzelne. Das heisst auch Erfahrung mit langzeitverstrahlten AKW-Bestandteilen gibt es noch nicht so viele. Und auch Betriebsunfälle wie in Mühleberg der Brand im Maschinenhaus im Jahre 1971 führen zu Unsicherheiten, so wurden bei den Brandsanierungsarbeiten in Mühleberg grosse Mengen Asbesthaltiger Stoffe verbaut. Diese nicht nuklearen Gefahrenstoffe wurden erst vor Jahren als Kostenrisiko in der AKW Entsorgung erkannt.

Wirtschaft: Der STENFO Fond steht auch unter Wirtschaflichem Druck. So meldete die AXPO im Juni 2020: Die von der Pandemie an den Finanzmärkten ausgelösten Wertschwankungen hätten „das gute operative Ergebnis“ jedoch substanziell belastet. Konkret hat Axpo mit 329 Millionen Franken ein um 74 Millionen Franken geringeres Betriebsergebnis (EBIT) als im Vorjahr verbucht. In der Mitteilung wird dies insbesondere auf Verluste von 167 Millionen Franken durch Wertschwankungen bei den Fonds für Stilllegung und Entsorgung der Kernkraftwerke (STENFO) zurückgeführt.

23,856 Milliarden von wem: Um die STENFO-Kasse zu füllen müssen die AKW ihre „geplante“ Laufzeit von 50 Jahren erreichen. Mühleberg kam auf 49 Jahre, Beznau 1 übertrifft sie mit seinen 51 Jahren bereits ob aber die Leistungsstarken AKW Leibstadt und Gösgen 50 Jahre in Betrieb bleiben muss sich noch zeigen. Die STENFO Rechnung geht aber nur auf wenn die 50 Jahre erreicht werden.

To big to fail: Der Energiemarkt ist im Umbruch, Atomstrom verliert an Wert und überalterte AKW sind Anfälliger auf Betriebsausfälle. Und auch der Wandel der BKW weg vom Atomstromlieferant zum Dienstleister und der Druck Bürgerlicher Kräfte die BKW zu privatisieren oder auch der Versuch der ALPIQ Ihr AKW zu verkaufen zeigen die Veränderung der Märkte auf. Ob nun ALPIQ, BKW und AXPO auch in Zukunft am Markt bleiben muss sich zeigen, es gab schon Versuche die stilllegungskosten an den Staat abzuwälzen. Wer wird am Schluss für Kosten aufkommen wenn sich Firmen umformen oder nicht mehr da sind. Die BKW finanziert heute einen Teil Ihres Rückbaus aus der eigenen Kasse, ob das dereinst auch die Stadt Zürich (Gösgen), das EW Bern (Gösgen), BKW (Leibstadt) und andere beteiligte tun werden ist fraglich.